Diagnose und Optimierung von Lithium-Ionen-Batterien durch elektrochemische Impedanzspektroskopie (EIS)

Die elektrochemische Impedanzspektroskopie (EIS) gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Entwicklung leistungsfähiger und langlebiger Lithium-Ionen-Batterien. Als präzise, zerstörungsfreie Analysemethode ermöglicht EIS einen tiefen Einblick in die elektrochemischen Prozesse innerhalb der Zelle – und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Optimierung von Materialien, zur Früherkennung von Alterung und zur Verbesserung der Batterielebensdauer. Ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Energiespeichertechnologien.

Diagnose und Optimierung von Lithium-Ionen-Batterien mittels elektrochemischer Impedanzspektroskopie

Lithium-Ionen-Batterien stellen heute die zentrale Energiespeichertechnologie für mobile und stationäre Anwendungen dar. Sie kommen in Elektrofahrzeugen, Smartphones sowie zahlreichen weiteren elektronischen Geräten zum Einsatz. Trotz ihrer hohen Energiedichte und langen Lebensdauer unterliegen sie einem natürlichen Alterungsprozess, der im Laufe der Zeit zu Kapazitätsverlusten und abnehmender Leistungsfähigkeit führt.

Um die zugrunde liegenden Degradationsmechanismen besser zu verstehen und gezielt verbessern zu können, hat sich die elektrochemische Impedanzspektroskopie (EIS) als eine der leistungsfähigsten Analyseverfahren etabliert. Diese nicht-invasive Methode erlaubt eine präzise Untersuchung der internen elektrochemischen Vorgänge in der Batterie, ohne die Zelle zu beschädigen. Durch die Analyse der Impedanz über einen breiten Frequenzbereich liefert EIS detaillierte Informationen über den Zustand der Elektroden, des Elektrolyten und der Ionenbewegung innerhalb der Zelle.

Der folgende Text erläutert zunächst den Aufbau einer Lithium-Ionen-Zelle, beschreibt die Grundlagen der EIS-Methode, analysiert die wesentlichen Faktoren der Zellalterung und zeigt auf, wie sich diese im elektrochemischen Spektrum abbilden lassen.

Aufbau einer Lithium-Ionen-Zelle

Eine Lithium-Ionen-Zelle besteht aus mehreren funktionalen Komponenten, die zusammenwirken, um chemische in elektrische Energie umzuwandeln. Die Kathode (positive Elektrode) besteht in der Regel aus Lithium-Metalloxiden wie Lithium-Kobalt-Oxid (LiCoO₂), Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid (NMC) oder Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO₄). Die Anode (negative Elektrode) wird meist aus Graphit oder anderen kohlenstoffbasierten Materialien gefertigt.

Zwischen den Elektroden befindet sich der Separator – eine poröse Membran, die physisch zwischen Anode und Kathode trennt, um Kurzschlüsse zu verhindern, gleichzeitig jedoch den Transport von Lithium-Ionen ermöglicht. Der Elektrolyt besteht aus organischen Lösungsmitteln mit gelösten Lithiumsalzen und dient dem Ladungstransport. Während der ersten Ladezyklen bildet sich auf der Anode die sogenannte Solid Electrolyte Interphase (SEI), eine schützende Passivierungsschicht, die die Stabilität der Anode erhöht und unerwünschte Nebenreaktionen unterbindet.

Die Materialauswahl und das Zusammenspiel dieser Komponenten bestimmen maßgeblich die Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Lebensdauer der Batterie. An diesem Punkt setzt die EIS-Methode an, die es ermöglicht, elektrochemische Prozesse im Detail zu analysieren, Materialverbesserungen zu bewerten und Alterungsmechanismen frühzeitig zu erkennen.

Grundlagen der elektrochemischen Impedanzspektroskopie (EIS)

Die elektrochemische Impedanzspektroskopie ist ein leistungsstarkes, zerstörungsfreies Verfahren zur Untersuchung der dynamischen Prozesse in Batteriezellen. Dabei wird die Reaktion der Batterie auf ein kleines Wechselstromsignal über einen breiten Frequenzbereich – von Hochfrequenz bis in den Mikro-Hertz-Bereich – analysiert.

Die Messergebnisse werden häufig in einem Nyquist-Diagramm dargestellt. In dieser Darstellung lassen sich verschiedene Widerstands- und Kapazitätskomponenten identifizieren, die Rückschlüsse auf den Zustand der Zelle zulassen. So können unter anderem der Ladungstransferwiderstand, die Diffusion der Lithium-Ionen sowie der Widerstand des Elektrolyten bewertet werden. Diese Informationen sind essenziell für die Entwicklung neuer Zellmaterialien und die Optimierung von Lade- und Betriebsstrategien zur Verlängerung der Lebensdauer.

Einflussfaktoren auf die Alterung von Lithium-Ionen-Batterien

Die Alterung einer Lithium-Ionen-Zelle wird durch eine Vielzahl physikalisch-chemischer Prozesse beeinflusst:

  • Elektrodenmaterialien: Veränderungen in Struktur oder Zusammensetzung von Anode und Kathode führen zu Leistungsverlusten.

  • SEI-Schicht: Eine instabile oder übermäßig wachsende SEI behindert den Ionenfluss und reduziert die nutzbare Kapazität.

  • Elektrolytstabilität: Zersetzungsprozesse im Elektrolyten führen zu Ablagerungen auf den Elektroden und beeinträchtigen deren Funktion.

  • Separatorqualität: Die Temperaturbeständigkeit und Porenstruktur beeinflussen die Ionenleitung und das Sicherheitsverhalten.

  • Betriebsbedingungen: Hohe Temperaturen, häufige Ladezyklen und schnelle Ladevorgänge beschleunigen die Alterung zusätzlich.

EIS ist in der Lage, diese Veränderungen frühzeitig zu erfassen. Änderungen in den Impedanzwerten weisen auf spezifische Degradationsprozesse hin und liefern wertvolle Hinweise für die Zellentwicklung.

Das SIVONIC EIS-Meter ist optimiert für die Analyse von Batteriezellen, Batteriemodulen und Batteriepacks.

Charakteristische Alterungssignaturen im EIS-Spektrum

Im Impedanzspektrum lassen sich typische Alterungsmechanismen bestimmten Frequenzbereichen zuordnen:

  • Hochfrequenzbereich: Der ohmsche Widerstand, maßgeblich durch den Elektrolyten bestimmt, steigt bei Veränderungen der Elektrolytzusammensetzung.

  • Mittlerer Frequenzbereich: Ein vergrößerter Halbkreis im Nyquist-Diagramm weist auf erhöhten Ladungstransferwiderstand hin – ein Indikator für SEI-Wachstum oder Elektrodenverschlechterung.

  • Niederfrequenzbereich: Veränderungen der Warburg-Impedanz deuten auf eine gestörte Lithium-Ionen-Diffusion und strukturelle Veränderungen in den Elektroden hin.

Die detaillierte Analyse dieser Spektren ermöglicht eine präzise Bewertung des Zellzustands und die Ableitung geeigneter Optimierungsmaßnahmen.

Ausblick und Bedeutung für die Batterieentwicklung

Die elektrochemische Impedanzspektroskopie hat sich als unverzichtbares Instrument für die Entwicklung langlebiger und sicherer Lithium-Ionen-Batterien etabliert. Sie erlaubt nicht nur die frühzeitige Erkennung von Alterungsprozessen, sondern bietet auch eine fundierte Grundlage für die gezielte Verbesserung von Materialien und Zellarchitekturen.

Die Forschung fokussiert sich zunehmend auf den breiten Einsatz von EIS zur Effizienzsteigerung moderner Batteriesysteme. Auch regulatorische Vorgaben, wie die EU-Batterieverordnung 2023/1542, unterstreichen die Bedeutung fortschrittlicher Diagnoseverfahren. Künftig werden neue Analysetechniken, verbesserte Materialien und optimierte Ladeprotokolle entscheidend dazu beitragen, die Lebensdauer und Sicherheit von Lithium-Ionen-Batterien weiter zu erhöhen – mit weitreichenden Vorteilen für Elektromobilität, stationäre Energiespeicherung und portable Elektronik.

Diagnosis of lithium-ion batteries with EIS